10 Jahre Jugendcoaching: Ein Resümee und Ausblick
Birgit Stockhammer ist dabei-austria Fachbereichsbeirätin und bundesweite Jugendcoaching-Vernetzungssprecherin. Gemeinsam mit Jugendcoaching-Vernetzungssprecherin Stellvertretin Martina Schneider von den Wiener Volkshochschulen blickt sie auf die letzten 10 Jahre, aktuelle Herausforderungen und in die Zukunft.

dabei-austria: 10 Jahre Jugendcoaching in Österreich – Welche Bilanz ziehen Sie?
Birgit Stockhammer & Martina Schneider:
Unsere Stärke liegt sicher darin, unerschütterlich an die Jugendlichen zu glauben, zu wissen, dass jeder und jede von ihnen tolle Fähigkeiten besitzt und sie auf Augenhöhe ein Stück des Wegs zu begleiten.
Der Erfolg des Jugendcoachings zeigt sich an den vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die unser Angebot freiwillig nutzen. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann! Die Evaluierung des Jugendcoachings zeigt die hohe Wirksamkeit des Projekts. So gelingt es gut, Jugendliche mit besonderen Schwierigkeiten auf ihrem Weg in Richtung Ausbildung zu begleiten.
Das Jugendcoaching ist dynamisch wie seine Jugendlichen, gut etabliert und in der Sozialen Landschaft angekommen. Eine rasante Erfolgsgeschichte! Wir freuen uns auf (mindestens) weitere 10 erfolgreiche Jahre!
dabei-austria: Wenn Sie an die letzten Jahre denken, was waren für Sie persönlich die wichtigsten Meilensteine im Bereich Jugendcoaching?
Birgit Stockhammer & Martina Schneider:
Die Ausweitung der Zielgruppe, unter anderem auch durch die AB 18, war ein großer Meilenstein. Es wurde erkannt, dass weitaus mehr Jugendliche den Zugang zum Jugendcoaching benötigen als die „klassische Zielgruppe“.
Das schulische Jugendcoaching entwickelte sich zu einem wichtigen Partner für Lehrer*innen, Eltern und die Schüler*innen. Außerschulisch wurden in den letzten Jahren immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene erreicht. Im Übergangmanagement aus den Justizanstalten und den Psychiatrien haben wir eine intensive Zusammenarbeit entwickelt und einen fixen Platz in diesen Systemen.
Das mobile Arbeiten wurde forciert, die Jugendcoaches gehen noch intensiver auf die Jugendlichen zu. Beratung findet in den verschiedensten „Räumlichkeiten“ und Settings statt. Davon profitierten die Jugendlichen, Wege werden kürzer und eine Abbruchsgefahr wird minimiert.
dabei-austria: Klimakrise, Pandemie und Krieg in Europa. Welchen Einfluss haben diese Themen auf die aktuelle Arbeit mit Jugendlichen?
Birgit Stockhammer & Martina Schneider:
Die Krisenjahre sind von zahlreichen Herausforderungen geprägt. In Zeiten wie diesen sind viele, oft langwierige Schritte notwendig, um Jugendliche zu erreichen und einen guten Beziehungsaufbau zum/zur Jugendlichen zu erlangen.
Jugendliche sind zusehends verängstigt und in ihren Grundwerten erschüttert. Neue Themen rücken in den Mittelpunkt des Coachings.
Psychische Krisen, starke soziale Ängste und Zukunftssorgen machen vielen Jugendliche schwer zu schaffen.
dabei-austria: Aus Ihrer Sicht als Vernetzungssprecherinnen, welche Schwerpunkte braucht es in der zukünftigen Jugendarbeit?
Birgit Stockhammer und Martina Schneider:
Eine größere Niederschwelligkeit und mehr zeitliche Ressourcen, um eine/n Jugendlichen gut beraten zu können, wird in Zukunft sicher eine große Rolle spielen. Gerade in diesen, sehr schwierigen Zeiten muss die Priorität bei den Jugendlichen liegen.
Unser Fokus muss bei den Jugendlichen und der Qualität des Jugendcoachings liegen. Wir brauchen genügend Ressourcen - personell und zeitlich, um weiterhin diese Qualität aufrecht erhalten zu können und im Sinne der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu arbeiten.
Birgit Stockhammer, SOZIALE INITIATIVE Gemeinnützige GmbH
Fachbereichsbeirätin dabei-austria, Jugendcoaching-Vernetzungssprecherin
Martina Schneider, Wiener Volkshochschulen
Jugendcoaching-Vernetzungssprecherin Stellvertretung