Im Zeichen zweier Jubiläen: 30 Jahre Arbeitsassistenz und 20 Jahre dabei-austria

Im Zeichen zweier Jubiläen: Was haben 20 Jahre dabei-austria mit 30 Jahre Arbeitsassistenz zu tun, und umgekehrt? Ein Beitrag von Geschäftsführerin Christina Schneyder über Gemeinsamkeiten, Meilensteine und das große Ganze - anlässlich der heurigen Jubiläen 30 Jahre Unterstützung am Arbeitsplatz für Menschen mit Behinderungen & 20 Jahre Dachverband Berufliche Integration Austria.  

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2022 ist ein besonderes Jahr im NEBA-Universum: Jugendcoaching feiert zehn, dabei-austria 20 Jahre und die Arbeitsassistenz ihr mittlerweile 30-jähriges Bestehen.

Was 20 Jahre dabei-austria mit 30 Jahre Arbeitsassistenz zu tun haben? Jede Menge!

In den vergangenen 30 Jahren ist in Österreich ein umfassendes und bedarfsgerechtes System zur Unterstützung von Menschen mit Behinderungen und ausgrenzungsgefährdeten Jugendlichen entstanden – das Netzwerk Berufliche Assistenz (NEBA). Die Arbeitsassistenz war Ausgangspunkt dieser Entwicklungen – und ist bis heute das zentrale Instrument der beruflichen Assistenz in Österreich.

Eine kleine Zeitreise zum dabei-Ursprung

30 Jahre ist es nun her, dass zwei Pilotprojekte der Arbeitsassistenz erfolgreich an den Start gingen und diese in Österreich ihren Anfang nahm. In den ersten 10 Jahren des Auf- und Ausbaus – also vor 20 Jahren - wuchs auch der Wunsch nach einem bundesweit gut koordinierten und vernetzten Austausch unter den zentralen Akteuren.

Das war die Geburtsstunde des dabei-austria - im Schoß der Arbeitsassistenz. Es war der 22.02.2002, der Tag, an dem unser Dachverband - als Dachverband Arbeitsassistenz Österreich, kurz DAÖ aus der Taufe gehoben wurde – mit Karin Linke-Sentesch als erste Geschäftsführerin. Im Zuge der Mitgliederversammlung 2006 wurde aus dem Dachverband Arbeitsassistenz Österreich dann der Dachverband Berufliche Integration, dabei-austria - das Dach, unter dem sich alle Maßnahmen und Trägerorganisationen der beruflichen Assistenz bis heute vereinen – und verbinden.

dabei-Rückblicke

Ab 2007 lenkte Marlene Mayrhofer als Geschäftsführerin die Geschicke des Dachverbands. Ein großer und wichtiger Meilenstein war die Erarbeitung des Netzwerks Berufliche Assistenz (NEBA) ab dem Jahr 2012.

Damals wurden auch die ersten Koordinationsstrukturen zwischen dem Bund und den Ländern geschaffen. Gemeinsam mit der Gründung des dabei-austria konnte somit eine umfassende Einbeziehung der Trägerorganisationen in die programmatische Weiterentwicklung der Beruflichen Assistenz sichergestellt werden. NEBA hat sich in weiterer Folge mit immer mehr maßgeschneiderten Angeboten und durch die Ausweitung der Fachbereiche und Zielgruppe zu einer starken Dachmarke in der Sozialwirtschaft etabliert.

Die beiden ersten Geschäftsführer:innen des dabei-austria haben in der Pionierphase über viele Jahre hinweg viel Herzblut in die Aufbauarbeit gelegt – mit Erfolg!

Markus Neuherz trat ab 2015 als Geschäftsführer in die Fußstapfen der beiden Pionier:innen und baute die Mitgliedschaft von 56 auf 96 Trägerorganisationen aus, um gemeinsam (noch) stärker zu agieren. Die zusätzlichen Schwerpunkte „Förderwesen und Rahmenbedingungen“ sowie „Sozial- und Arbeitsmarktpolitik“ haben die Rolle des dabei-austria auch als kompetenten Partner für Politik und Verwaltung maßgeblich gestärkt.

In Richtung vernetztes Europa wurde dabei-austria Mitglied im Europäischen Dachverband (EASPD) – der europaweit größten und einflussreichsten Interessensvertretung von sozialen Dienstleistungsanbietern im Bereich Menschen mit Behinderungen. Seit vielen Jahren trägt dabei-austria auch mit anderen europäischen Dachverbänden zur Weiterentwicklung von Beruflicher Integration in der European Union of Supported Employment (EUSE) bei.

Das große gemeinsame Ganze

dabei-austria ist heute ein verbindendes Glied und eine Kommunikationsplattform zwischen den Mitgliedern auf der einen Seite und Verwaltung, Politik und Fördergeber:innen auf der anderen. Auf europäischer Ebene sorgen wir für den nötigen transnationalen Informations- und Erfahrungstransfer von und nach Österreich. Durch regionalen Erfahrungsaustausch und Vernetzung schaffen wir Impulse für bedarfsgerechte Projektentwicklungen. Als Wissensplattform und Innovationstreiber bieten wir Mitarbeiter:innen der beruflichen Integration eine Vielzahl von Bildungsangeboten, die kontinuierlich weiterentwickelt werden.

Die Arbeitsassistenz war zugleich Grundstein für dabei-austria und das Netzwerk der Beruflichen Assistenz in Österreich. In der heutigen Praxis spannt die Arbeitsassistenz mittlerweile den Bogen von der Begleitung beruflicher Erstintegration und Arbeitssuche über die Unterstützung in der Anfangsphase bis hin zur nachhaltigen Sicherung des Arbeitsplatzes. Diese facettenreiche Unterstützung auf dem Arbeitsplatz richtet sich an benachteiligte Jugendliche und Erwachsene mit Hör- und Sehbehinderungen, kognitiven Beeinträchtigungen, Mobilitätseinschränkungen, psychischen Beeinträchtigungen oder Erkrankungen - als freiwilliges und kostenloses Angebot. 

Mit dem Sozialministeriumservice als Fördergeber, einer breit gefächerten Trägerlandschaft und durch individuelle Angebote im Bereich berufliche Assistenz, wurde nicht nur eine wichtige Unterstützungsstruktur, sondern ein Instrument zur Vermeidung von sozialer Ausgrenzung und Armut geschaffen.

Die Teilhabe am beruflichen Erwerbsleben ist von zentraler Bedeutung für die Wahrnehmung individueller Lebenschancen von Menschen mit Behinderungen und wurde über Jahre hinweg zum zentralen gesellschaftspolitischen Gleichstellungsziel!

Die Entwicklung der NEBA-Dachmarke und das Zusammenbringen und Einbinden aller Akteure haben zu diesem Erfolg wesentlich beitragen.

Von Beginn an engagiert mit dabei ist ein sehr erfahrenes und langjähriges Vorstandsteam. Die Vorständ:innen haben mit ihrer Expertise die Entwicklungen im und rund um den Dachverband über die vergangenen zwei Jahrzehnte nicht nur strategisch geführt, sondern erfolgreich auf den Weg gebracht.

Unsere Mitgliedsorganisationen bilden ein Netz aus vielfältigen Organisationen mit jahrelanger Erfahrung im Bereich der beruflichen Inklusion und einer Vielzahl an Expert:innen und Praktiker:innen. Unser Fachbereichsbeirat mit bundesweiten Vernetzungssprecher:innen repräsentiert die jeweiligen NEBA-Fachbereiche und sorgt seit vielen Jahren gekonnt für die strukturierte Vernetzung von rund 200 Projekten in ganz Österreich. Und natürlich meine Kolleg:innen in der dabei-Geschäftsstelle, ein tatkräftiges Team, das die operative Agenden des Dachverbands in  Umsetzung bringt.

Fit für die Zukunft

Seit 2021 darf ich nun den dabei-austria in meiner Rolle als Geschäftsführerin in die Zukunft führen.

Die Corona-Pandemie und deren Folgen, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, Preissteigerungen und Kostendruck prägen die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt ebenso wie unsere Aktivitäten im Dachverband und in unseren Mitgliedsorganisationen.

Gemeinsam haben wir unsere Resilienz unter Beweis gestellt, sind mit Veränderungen positiv umgegangen und stellen uns den Anforderungen der beruflichen Integration von heute und morgen.

Gemeinsam haben wir gelernt, dass wir als Interessensgemeinschaft – auch in Zeiten multipler Krisen – viel Wirkung entfalten und einen ganz wesentlichen Beitrag zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen leisten können.

Auch in Zukunft setzen wir auf ein starkes Netzwerk und bauen auf unsere Stärken – gleichzeitig stellen wir uns den Anforderungen der Zeit in einem sich ständig wandelnden Umfeld.

Um fit für die Zukunft zu sein, braucht es unser aller Innovationskraft. Wir machen uns bereit und bauen sowohl unsere Geschäftsstelle, unser Engagement in der Interessenvertretung, der Mitgliedervernetzung in nationalen Netzwerken als auch die Kooperationen mit europäischen Dachverbänden noch weiter aus.

In Richtung inklusiver Arbeitsmarkt gilt es gerade in volatilen Zeiten Nägel mit Köpfen zu machen. Im kommenden Jahr wollen wir gemeinsam mit den Fördergeber:innen Frauen mit Behinderungen in den Fokus rücken. Mit dem NEBA-Betriebsservice wird noch stärker auf Unternehmen in ganz Österreich zugegangen, damit Betriebe und Arbeitgeber:innen die Potenziale von Menschen mit Behinderungen nicht nur erkennen, sondern auch nutzen!

Ich freue mich, gemeinsam mit euch allen die berufliche Integration von Menschen mit Behinderungen weiter voranzutreiben – Richtung inklusive Arbeitswelt, wo für ALLE Platz ist.

Christina Schneyder